Traumstrände im Indischen Ozean
- Lauferlebnisreise durch die Inselwelt der Seychellen

Wer sich Fotos von den Seychellen anschaut, sieht nur Sommer, Sonne, Strand und Meer. Das ganze Jahr über gibt es hier traumhaftes Wetter und fast nur Sonnenschein. Die Temperatur fällt selten unter 24° C und steigt selten über 32° C. Jetzt im Februar und März liegen die Tagestemperaturen zwischen 27 und 28 Grad.

Diese traumhafte Inselwelt im Indischen Ozean wird jährlich von 160.000 Touristen, die gleichzeitig 70% der Deviseneinnahmen beisteuern, besucht. Jeder Urlaub eine Art Öko-Trip, weil es hier einige der strengsten Umweltgesetze weltweit gibt. Die Kundschaft entspricht dagegen überhaupt nicht dem Klischeebild des Öko-Touristen. Was daran liegt, dass die Seychellen für Urlauber zu den teuersten Reisezielen gehören. So gut wie alles muss für viel Geld eingeführt werden und ist obendrein mit einer hohen Importsteuer belegt.

Wer Natur pur ohne Rummel liebt und seine Seele baumeln lassen möchte, kann dies an den schönen Stränden tun, an denen sich der weiße, puderfeine Sand mit eindrucksvollen Granitfelsen abwechselt. Davor liegt das kristallklare Wasser, das in allen Blautönen schimmert und eine Menge Korallenbänke, bunte Fische und Schildkröten beherbergt.

Wenn man von den Seychellen spricht, meint man meist die Inner Islands mit den Hauptinseln Mahé, Praslin und La Digue, die das Wirtschaftszentrum und den Mittelpunkt der touristischen Infrastruktur der Seychellen bilden. Auf Mahe befinden sich auch der internationale Flughafen, sowie die Hauptstadt Victoria. Mahé ist die größte Insel der Seychellen mit einer Fläche von 150 km2. Auf der 28km langen und 8 km breiten Insel leben rund 90% der Bevölkerung der Seychellen (72.000 Menschen).

Der Marathon wird von Dong Chang Jeong, Leiter des Seychelles-Tourist-Office in Zusammenarbeit mit dem National Sports Council, dem Seychelles Tourism Board und kreolisch Holidays organisiert und veranstaltet. Er soll der Förderung der Seychellen dienen, sowie auch einheimische Starter mit Touristen aus der ganzen Welt zu einem gemeinsamen Event zusammenbringen. Die Idee hinter dem Marathon ist auch, eine gesunde Lebensweise unter den Menschen zu fördern. Für die sechste Ausgabe rechnet man mit etwa 300 Teilnehmern aus Übersee und vielen Hundert einheimischen Teilnehmern. Bei der ersten Veranstaltung 2008 starteten ca. 330 Teilnehmer, überwiegend Seychellois.

Der Titel des Marathons heißt frei übersetzt: Ökologisch heilender Seychellen Marathon. Mit ökologisch heilend kann nur die herrliche Landschaft gemeint sein, durch die wir heute laufen werden. Andererseits kann der Lauf durch diese Landschaft auch die Seele eines Westeuropäers entspannen und dabei heilen. Nehmt das an, was euch besser gefällt, auf jeden Fall ist die Landschaft Balsam für die Seele.

Schon zum 6. Mal werden in diesem Jahr der Marathon sowie verschiedene kürzere Läufe durchgeführt. Neben dem Marathon werden auch ein Halbmarathon, sowie ein 10 km Run und ein 10 km Walking angeboten. Neu in diesem Jahr dazu gekommen ist ein 5,5km Lauf.

Die Anmeldegebühren sind: Marathon 50 € für ausländische Läufer, Einheimische bezahlen SR200 (12€).

Es gibt auch Zeitlimits, z. B. 7 Stunden für den Marathon 7 Stunden und 4 für den Halbmarathon. Alle Strecken sind sogenannte U-Turn (Wendepunkt) Rennen. Gestartet wird in der Beau Vallon. Der U-Turn für die 5,5km ist Simpson, für die 10km hinter dem Hilton Northolme Hotel und die Halbmarathonis wenden bei Carana.

Es gibt zwei Startnummern, für vorn und für hinten. Dies dient zur persönlichen Sicherheit, denn die Straßen werden während des Laufes für den öffentlichen Verkehr nicht gesperrt werden.

Renndirektorin ist Giovanna Rosseau, eine sehr engagierte Dame ist mehrfache internationale Squash-Meisterin, ehemaliges Mitglied der Seychellen-Nationalmannschaft und Initiatorin vieler großer Sportereignisse auf den Seychellen.

Am Freitag tauchen wir per Boot noch tiefer ins Paradies ein und erkunden die Inseln La Dique und Praslin. Es sind wahrhaft traumhafte Inseln. Man kommt aus dem Schwärmen und Fotografieren nicht raus. Am  Samstag ist faulenzen am Strand angesagt.

Der Marathon

Heute heißt es früh aufstehen, denn der Start erfolgt schon um 7 Uhr. Nach einem kurzen Frühstück geht es am Strand entlang zum ca. 500m entfernten Start-Zielbereich. Das Wetter soll sein wie immer: Viel, nein sehr viel Sonne. Die Temperaturen liegen noch knapp unter 30 Grad und am Wasser entlang gibt es eine leichte Brise.

Die Läufer versammeln sich unter den Bäumen im Startbereich. Man kann noch viele Nachmelder registrieren. Für den Marathon sind 53 Teilnehmer gemeldet, davon 11 Frauen. Mit im erlesenen Feld ist auch die vielen bekannte Sigrid Eichner, Stefan Schlett, der Weltenbummler, Rudi Speer, der auch schon viel von der Welt gesehen hat und Brigitta Biermanski, Teilnehmerin beim Transeuropalauf von Lissabon nach Moskau.

Es ist 7 Uhr und eigentlich sollte jetzt der Start erfolgen, denn es wird immer wärmer und die 30 Grad sind längst überschritten. Es werden jedoch weiterhin Startnummern ausgegeben und so läuft jetzt nur die Zeit, aber noch kein Läufer.

Um 7:20 Uhr geht es dann für alle Teilnehmer gleichzeitig los. Groß und klein sowie jung und alt alle rennen los. Auf dem ersten Kilometer ist es ganz eng und hektisch. Nach einem Kilometer kommt die erste kurze heftige Steigung rauf zum Polizei-Headquarter und sofort müssen viele Teilnehmer gehen schon. Da wir die Strecke mit dem Bus am Freitag abgefahren sind, weiss ich, dass es einen unendlichen Berg-und-Tal-Lauf werden wird. Wir biegen rechts ab und laufen in eine 2,5km Wendeschleife.

Heute heißt es, jeden Meter Schatten ausnutzen, denn die Sonne wird uns noch gehörig zusetzen. Bei ca. 80% Luftfeuchtigkeit und ketlichen Höhenmetern wird einigen die Puste ausgehen. Wir sind bei Kilometer 2, es gibt Wasser und den nächsten Anstieg. Hier kommen uns jetzt auch schon die schnellen Läufer entgegen, die sich im Zickzack einen Weg durch das Läuferfeld suchen müssen. Geklagt wir nicht.

Bei km 5 erreichen wir das Meer und haben den ersten Blick auf den herrlichen Sandstrand. Willkommen im Paradies. Alle paar Kilometer schauen wir auf eine neue Bucht, auf weißen Sand und Palmen. Wir bleiben auf der Straße, die meist oberhalb verläuft. Die Stützmauern fallen meterhoch zum Strand hin ab. Also aufpassen.

Die Turning-Points sind auf der Straße aufgemalt und zusätzlich durch Schilder gekennzeichnet. Hier stehen auch mehrere Kontrollposten. Mogeln geht nicht. Polizisten sind auch zur Stelle, denn die Straßen sind weiterhin für den PKW- und Busverkehr frei. Das stört das stark gelichtete Läuferfeld aber nicht.

Vor der erbarmungslos scheinenden Sonne schützt, wie sich noch herausstellen wird, noch nicht einmal das Laufshirt. Es geht Richtung North-Point entlang der Ringstraße, immer entlang dem Indischen Ozean mit seinem türkisfarbenen Wasser und dem weißen, feinen Sandstrand mit den typischen Granitfelsenbuchten.

Kaum einmal 500m geht es flach dahin, dann kommen schon wieder kurze, manchmal auch längere Steigungen oder Gefälle. Es ist zermürbend und die Sonne tut ihren Teil dazu. Wir haben die Nordspitze erreicht und laufen der Anse Machabee entlang (Anse = kleine Bucht). Nach zwei heftigen Steigungen hintereinander ist mitten in der nächsten Kurve der HM-Wendepunkt erreicht. Die Helfer sitzen im Schatten und notieren die Startnummern, bevor sie die Teilnehmer auf den Rückweg schicken. Für die Halben sind es jetzt noch ca. 8km mit heftigen Wellen zurück ins Ziel in die Beau Vallon.

Für die Marathonis heißt es weiter gegen Sonne und Berge kämpfen. Wir haben die Nordspitze umlaufen und es geht südlich Richtung Victoria. Wir laufen der Anse Nord D`est entlang und kommen in die ersten Vororte der Hauptstadt der Seychellen. Kurz vor dem Kilometerschild 20 kommen wir an einer katholischen Kirche vorbei. Gerade ist die Messe zu Ende und die Kirchgänger bevölkern die Strecke.

Kurz danach erreichen wir den Stadtteil De Quincy. Hinter der SBC Radiostation endet die North-Coast-Road im ersten Kreisel der Stadt. Wir folgen der 5th June Avenue bis zum nächsten Kreisel. Ich bekomme Besuch, von hinten schließt das Schlussfahrzeug auf, das mir ab jetzt folgen wird. Dazu kommt auch noch ein Pressefahrzeug mit Uhr auf dem Dach, von dem aus ich dauernd fotografiert werde. Die Rundumbetreuung komplettiert ein Medical-PKW. Alle 10 Minuten werde ich gefragt, ob es mir gut geht.   Special-Security  oder VIP-Service? Egal, ich bin Letzter. Das heißt, mindestens fünf Läufer hinter mir haben aufgegeben. Auch mein Körper schreit „Hör auch auf“, mein Kopf sagt jedoch „Mach weiter, du schaffst das“.

Es folgt der nächste Kreisel mit dem Denkmal „Zomb Lib“, dem Denkmal der Befreiung und Unabhängigkeit am 6. Juni 1977. Seit 1978 ist dies auch ein Feiertag auf den Seychellen. Jetzt geht es die nächsten Kilometer flach durch Victoria.

Wir folgen der 5th June Avenue, rechts die Sportanlagen, links der Hafen. Es folgt ein weiterer Kreisel, auf dem das Bicentennial Monument steht. Es wurde 1978 zum 200. Geburtstag der Stadt Victoria errichtet. Die drei weißen Flügel symbolisieren die verschiedenen Ethnien, Afrika, Asien und Europa dar.

Links liegt der Jardin Des Enfants „Garten der Kinder“. Nach ca. 1km dann der Marathon-Turning Point. Der Verkehr wird kurz angehalten und so kann ich auf die andere Straßenseite wechseln. Meine Begleitfahrzeuge drehen ebenfalls und es geht zurück zum Bicentennial Monument und in die City. Rechts liegt das National Culture Center und die National Bibliothek, dann ist km 25 erreicht. Noch 17km in glühender Hitze und über  viele Berge …

Vor uns liegt das Wahrzeichen der Stadt, der kleine Uhrturm. Er ist eine Nachbildung des Uhrturms an der Vauxhall Bridge in London und nicht, wie oftmals zu lesen ist, eine kleine Nachbildung des Big Ben. Sie war ein Geschenk der britischen Regierung 1903.

Hier im Zentrum der Stadt sieht man das Gerichtsgebäude, die einzige Ampelkreuzung der Inseln, den berühmten Sir Selwyn Clark Market auf dem es viele Fische, Gewürze und Früchte gibt, die man hierzulande kaum oder gar nicht kennt. Dahinter befindet sich der einzige Hindutempel auf den Seychellen. Er wurde 1992 gebaut und nach Lord Vinayagar benannt, dem Hindugott für Sicherheit und Wohlstand.

Ich laufe zurück zum Bicentennial Monument und dann raus aus der Stadt, jeden Meter Schatten nutzend.  Meine Schritte werden kürzer und schließlich werde ich zum Walker/Spaziergänger. Jeder Anstieg ist jetzt noch höher. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund erreicht den Höhepunkt. Die meisten Läufer brauchen für den Rückweg erheblich länger. Wer normalerweise einen Marathon um die 4 – 4 ½ Stunden läuft, packt heute  1 ½ - 2 Stunden drauf.

Das Meer und die herrlichen Sandstrände laden zum Liegen und Baden ein. Bei km 30 bin ich 5 Stunden. Unterwegs. Ich könnte die 7 Stunden schaffen …

Durch die enorme Hitze muss man den Körper an jeder Wasserstation kühlen. Ich bin klatschnass.  Bei der hohen Luftfeuchtigkeit trocknet nichts, auch nicht die Socken. Das gibt Blasen. Jeder Schritt schmerzt. Ich muss mich setzen und ausruhen. Die superfreundlichen Helfer lassen mir das Wasser literweise über den Kopf und Körper laufen. 2 Minuten Pause und weiter geht es. Mein Geleitschutz hält mir den Weg frei und leitet die Autos um mich rum. Ich muss hier die Streckenposten Helfer ausdrücklich loben, sie sind alle super hilfsbereit. Einer reicht den Stuhl, zwei bis drei sorgen für nasse Schwämme und zwei stehen mit Trinkwasser bereit. Danke, Danke, Danke.

Es geht auf die letzten 4 Kilometer und die Uhr rast nur so dahin. Die 7 Stunden schaffe ich nicht mehr, die Anstiege werden zu gefühlten Bergriesen. Der Körper will nicht mehr, aber der Kopf hält durch.

Die Uhr auf dem Pressefahrzeug zeigt 7:14:30 und nur noch wenige 100m zum Ziel. Die Fahrzeuge biegen ab und ich höre schon den Zielsprecher. Die letzten 100 Metern bekomme ich tosenden Beifall und ein lautes Hupkonzert,  als wäre ich der Tagessieger.

Aber ein Sieger bin ich auch. Sieger über mich, meine Krankheit und über die harte, heiße Strecke. Es ist geschafft. Ich habe 42 km gefinisht in einem meiner härtesten Rennen. Vielen Dank an die tollen Helfer.  Stolz nehme ich die schöne Medaille und das Funktions-Shirt in Empfang.