Berlin Marathon 2018 - meine 5. Teilnahme

Und wieder ist es mir gelungen, den Berlin Marathon trotz widriger Umstände zu meistern und ins Ziel zu kommen, obwohl ich dieses Mal mit über 6 Stunden die schlechteste Zielzeit erreicht habe.

Für eine Teilnahme am Berlin Marathon muss man sich lange vorher anmelden. Im Oktober 2016 wurde das Anmeldefenster im Internet für ca. 2 Wochen geöffnet. Jeder kann sich da anmelden, um an einem Losverfahren teilzunehmen. Dafür werden neben Namen und E-Mail-adresse auch die Bankverbindung und die geplante Zielzeit erfasst. Vor allem ist für schnelle Zielzeiten ein Verweis auf das Ergebnis erforderlich. Bei langsamen Läufern, die weit über 4 Stunden für die Marathondistanz benötigen, kann man auf einen Nachweis verzichten. Vermutlich teilt der Veranstalter die Anmeldungen in Blöcke bezüglich geplanter Zielzeit ein, um ein möglichst gleichmäßige Dichte auf der Strecke und beim Einlauf zu erreichen. Da nur wenige der Teilnehmer eine Zielzeit von 5 Stunden anvisieren, ist mit dieser Zielzeit die Chance groß, einen Startplatz zu erhalten. Genau das hat bei mir bereits mehrere Jahre hintereinander funktioniert. Im November 2017 habe ich dann die freudige Nachricht erhalten, dass mir 105 Euro abgebucht werden, weil ich im Losverfahren für eine Teilnahme 2018 "gewonnen" habe.

Mit dem festen Ziel, schrittweise meine Grundschnelligkeit und Ausdauer zu verbessern, habe ich mich ans Training gemacht und versucht, dafür andere Wettkämpfe als Vorbereitung und Kontrolle zu nutzen. Zu diesen Wettkämpfen gehörten die Teilnahmen am Halbmarathon in Wien im Rahmen der Vereinsfahrt, an der Dresdner Staffel zum Ultrabalaton, am Halbmarathon in Anchorage, am Halbmarathon zum SportScheck RUN in Berlin-Steglitz. Leider führte diese Belastung zu einer Entzündung im Bereich der linken Ferse, die sich recht schmerzhaft äußerte. Eine Physiotherapie nach dem besuch des Orthopäden brachte zwar Besserung, die Trainingsintensität in den Wochen vor dem Marathon mussten aber eingeschränkt werden, damit die Entzündung wenigsten ein wenig ausheilt. Die Alternative, mit dem Fahrrad lange Strecken zu absolvieren, hat zwar Spaß gemacht, aber außer dem Kreislauf wenig bei der Vorbereitung zum Marathon geholfen. Bei Vorbereitungsläufen über 15 km meldeten sich regelmäßig die Schmerzen in der linken Ferse. Insgesamt war also der Trainingsumfang vor dem Marathon sehr wenig, was sich dann auch teilweise rächte.

Ein Erlebnis vor dem Marathon ist jedes Mal der Besuch der Messe, die Information, die man an unterschiedlichen Ständen bekommen kann, egal ab Verpflegung, Uhr oder Laufreisen. Die Messe fand dieses Mal wieder im ehemaligen Abfertigungsgebäude des Flughafens Tempelhof statt. Stressig war dabei lediglich die Anfahrt mit dem eigenen Pkw und das Parken. Mit der per E-Mail zugeschickten Meldebestätigung und dem dazu passendem Personalausweis bekommt jeder Teilnehmer ein Bändchen an das Handgelenk "geschweißt" (wie in einem all inclusive Hotel), welches dann für die Zutrittskontrolle im Startbereich unbeschädigt vorzuzeigen ist. Die Abholung der Startunterlagen gestaltete sich trotz der vielen Teilnehmer unkompliziert und recht schnell. Günstig ist es, bei der Ausgabe gleich noch die Zuordnung des eigenen Chips prüfen zu lassen. Die Infoblätter zu unserem Dresden Marathon lagen beim GRR-Stand gut sichtbar aus.

Mit dem Frühstücklauf am Sonnabend steht immer ein besonderes Erlebnis an. Gestartet wird am Schloss Charlottenburg über eine 6 km Strecke mit lockerem Tempo (7-9 Min/km). Mit dem Zieleinlauf im Olympiastadion gibt es einen beindruckenden Abschluss dieses Frühstückslaufes. Auch die Zielverpflegung mit Getränken, Berlinern (in Sachsen = Pfannkuchen), Bananen usw. ist ausreichend für das Wohl der Teilnehmer gesorgt. Parallel dazu gibt es am Sonnabend noch Kinderläufe in Tempelhof und den Skater-Marathon auf fast der gleichen Strecke wie der Läufer-Marathon. Mit diesem lockeren Frühstückslauf werden die Muskeln das letzte Mal vor dem Lauf gelockert und auch ich hatte ein angenehmes Gefühl und habe mich auf den am nächsten Tag stattfindenden Marathonlauf gefreut.

Eingeteilt war ich in den Block H. Das sind von 45.000 Teilnehmern rund 25.000, die langsamer als 4:15 laufen oder ohne Angabe einer Zielzeit teilnehmen. Angenehm war das Wetter zur Startzeit, da laut Ausschreibung die Kleiderbeutel bis 8:45 abzugeben waren und der Start des Blockes H erst für 10:05 geplant war. Die Zeit bis zum Start nutze ich, um auch mal die schnellen Läufer zu erleben, die bereits 9:00 starteten. Vom Startbereich ist man nach ca. 300 m am Kanzleramt, wo km 7 der Marathonstrecke vorbeiläuft. Da kann man als später Starter sowohl Handbiker, als auch Rollis und die Elite sehen und anfeuern.

Aus Erfahrung ordne ich mich immer im vorderen Bereich des Blockes H so ein, dass ich an der Seite laufen kann, um viele von den ehrgeizigen schnelleren Läufern auf den ersten Kilometern vorbeizulassen. In diesem Bereich standen auch die Zeitläufer für 4:30 und 5:00 h. Ca. 4,5 Min nach dem Startschuss für den Block H ging es für mich über die Startmatte, die das Signal des Transponders im ChampionChip für die Ermittlung der Nettozeit registriert hat. Um nicht zu schnell zu laufen, habe ich mich an einem der Zeitläufer für 5 h orientiert. Jedenfalls lief es anfangs super in der von mir geplanten Geschwindigkeit von 7 min/km.

Der "Mann mit dem Hammer", der dann meine Schmerzen in der linken Ferse geweckt hat, kam bereits am km 14. Mit dem Übergang in einen "Wanderschritt" waren dann die Schmerzen erträglich. Damit musste ich aber den Zeitläufer laufen lassen und ahnte bereits Schlimmes bezüglich Zielzeit. Mit zunehmender Entfernung verfielen immer mehr Läufer neben mir in eine Gehphase. Ich war nicht mehr allein als "Geher". Schön war, dass ich das Umfeld intensiver genießen konnte, auch, wenn ich solche Plakate wie "Hetzt nicht so, Ihr seid nicht in Sachsen" nicht besonders angebracht fand. Zur Hälfte begann ich mir zu schwören, nie wieder einen Marathon zu laufen.

Bei meinem langsamen Tempo hatte ich auch genügend "Luft", um nicht mit anderen "Gehern" zu unterhalten. Damit verging die Zeit gefühlt auch recht schnell. Nach knapp 20 km im Gehschritt waren meine Schmerzen so weit zurückgegangen, dass ich wieder es wieder im Laufschritt probiert habe. Wider Erwarten ging es mir dabei recht gut und es machte mir mächtig Spaß, das Feld der recht vielen "Geher" in meiner Region von hinten aufzurollen. Im Ziel zeigte meine Uhr dann eine Nettozeit von 6 h und 10 Minuten, mein bisher langsamstes Ergebnis bei einem Marathon. Mit 42,9 km zeigte mir meine GPS-Uhr auch an, dass ich doch recht häufig die blaue Linie verlassen hatte.

Im Ziel angekommen war wegen meiner späten Ankunft mein Kleiderbeutel schon in der Sammelstelle, das alkoholfreie Bier im Ziel war ausgegangen, mein Geld hatte ich im Auto gelassen, so dass ich auch im Hauptbahnhof kein Bier kaufen konnte. Die Regionalbahn, mit der ich zu meinem abgestellten Auto fahren wollte, fuhr erst viel später, so dass ich eine Variante mit einer anderen Regionalbahn mit Umsteigen und Autobus gewählt habe. Diese hatte jedoch so viel Verspätung, dass ich den Anschluß verpasst habe und auf den nächsten Bus warten musste. Zum Glück war das Wetter trocken und sehr angenehm warm. Zu Haue angekommen fühlte ich mich trotz der Mißgeschicke schon wieder so gut, dass ich mir vornahm, im nächsten Jahr wieder unbedingt einen Marathon zu laufen.